Naturwissenschaftlicher Dokumentarfilm – ein facettenreiches Genre
Heinz Sielmann und Bernhard Grzimek prägten eine ganze Fernsehgeneration. Aktuelle Naturfilmproduktionen ziehen Millionen in ihren Bann und garantieren Unterhaltung und Bildung. Über Jahrzehnte ist das öffentliche Interesse ungebrochen. Das Symposium der Hochschule Hannover beleuchtet das Phänomen „Naturfilm“ aus wissenschaftlicher sowie praktischer Perspektive. Vertreter/-innen aus Forschung und Filmproduktion präsentieren und diskutieren neueste Erkenntnisse.
Ein vielfältiges und abwechslungsreiches Programm widmet sich am Donnerstag und Freitag, 7. und 8. Dezember 2017, dem Thema aus unterschiedlichen Blickwinkeln: Kommunikations- und medienwissenschaftliche sowie historische Ansätze, medienpsychologische und soziologische Perspektiven bis hin zur Frage des praktischen Nutzens des Naturfilms für die Biologie stellen Kernpunkte der Tagung dar.
Neben Fachvorträgen hochrangiger Wissenschaftler/-innen, herausragender Filmemacher/-innen und erfolgreicher Produzent/-innen aus dem Bereich des Naturfilms bieten Diskussionsrunden die Möglichkeit, verschiedene Standpunkte dokumentarischen Arbeitens kennenzulernen.
Natur- und Tierfilm auf neuen Wegen?
2017 hätte der deutsche Naturfilm-Regisseur Heinz Sielmann seinen 100. Geburtstag gefeiert. Die Sendereihe „Expeditionen ins Tierreich“ der ARD, die lange Zeit den Sielmann-Produktionen vorbehalten war, existiert mittlerweile über 50 Jahre.
Seit dem Schaffen der Naturfilm-Pioniere um Heinz Sielmann hat sich einiges getan: Im vergangenen Jahrzehnt vervielfachten sich die Produktionskosten der naturwissenschaftlichen Fernsehproduktionen. Diese hohen Produktionskosten müssen durch Wiederverkäufe und andere Verwertungsstrategien finanziert werden. Hinzu kommt die Herausforderung, mit der rasanten technischen Entwicklung Schritt zu halten und gleichzeitig dramaturgisch hochwertig erzählte Filme zu produzieren. Im Zuge ständig steigender Kosten und technisch komplexer Filmwerke einerseits und einem ständigen Programmbedarf andererseits wächst die Kooperationsbereitschaft zwischen deutschen und internationalen Auftraggebern. Koproduktionen mit Geldern aus drei oder vier Ländern sind keine Seltenheit mehr.
Daraus leiten sich Fragen ab: Geht diese Entwicklung zu Lasten wissenschaftlich relevanter Informationen? Bleibt es weiterhin möglich, Geschichten für eine lokale oder nationale Zielgruppe zu erzählen oder gerät der Naturfilm zum schicken, aber oberflächlichen Kompromiss ohne journalistisch-wissenschaftlichen Wert?
Wohin entwickelt sich der Naturfilm? Zur Unterhaltung? Oder gelingt es, dokumentarische Spielarten und Traditionen einzubinden? Und nicht zuletzt: Wie steht der deutsche Naturfilm im internationalen Vergleich da?